Da die letzten Tage die Sonne schien, fange ich mit einer kleinen Artikelserie an: einem “Heimspiel” zum Thema Agenturauswahl.
Heute: Die Region.
1. Der Faktor regionale Nähe wird meistens überschätzt. Wenn Sie sich auf eine einzige Region beschränken, reduzieren Sie den Kreis der infragekommenden Dienstleister „gefühlt“ auf ein Neuntel, nämlich um die übrigen acht PLZ-Gebiete. Nach meiner Erfahrung kommen innerhalb dieser einen Region nur sehr wenige Dienstleister in Betracht, jedenfalls dann, wenn Sie weiter nach den Kriterien Top-Qualität, richtige Größe, passende Chemie und Spezialwissen eingrenzen; in Hamburg beispielsweise, wo ich mich wirklich gut auskenne, kann ich Kunden in der Regel meistens keine drei Agenturen empfehlen, die den richtigen „Fit“ haben. Wollen Sie wirklich nur drei zur Wahl?
2. Ausserdem: die Mehrkosten für überregionale Zusammenarbeit werden überschätzt! Als Kunde können Sie die Agentur vertraglich zu pauschalisierten Reisespesen veranlassen, die auf langen Vorausbuchungsfristen beruhen. Beispiel: Hamburg-Frankfurt, 4 Meetings a 2 Teilnehmer der Agentur sind nach Bahntarif rund 1.300 EUR (Bahncard 25) bzw. 800 EUR (Bahncard 50), bei Billigfliegern gut das Doppelte. Falls Übernachtungen nötig sind, geben Sie der Agentur den Hotelbuchungscode ihrer Vertragshotels, auch das spart. Das Reisebudget sind daher wenige Prozent des Projektvolumens, die Sie durch Beauftragung von Spezialisten aus anderen Regionen schnell wieder amortisieren.
3. Und: Spontanmeetings sind verlockend, aber nicht immer effizient. Meine Erfahrung ist, dass Projektdisziplin durch räumliche Distanz gefördert wird.
4. Schliesslich sollten Sie für beide Seiten auf die Reiseverbindungen achten: Hamburg-Stuttgart ist eine Katastrophe, da teuer und schlechte Verbindung. Hamburg-München ist billig und flexibel planbar. Einem Münchener Kunden würde ich also raten, auch mal in Hamburg die Fühler auszustrecken.
5. Auch die Kosten können sich von Region zu Region unterscheiden. Mein Tipp ist Berlin, hier sind die Personalkosten geringer und die Buchungslage mitunter schlechter als in den anderen West-Metropolen.
6. Bei multinationalen Projekten hat das Kriterium “Internationale Zusammenarbeit” Vorrang. Wenn Sie nach GB und F ausrollen müssen, gucken Sie zuerst bitte danach, welche Agenturen das leisten können.
7. Entsprechendes gilt für “Projekt-Clones”: wenn Sie ein komplexes Projekt zu vergeben haben, nehmen Sie lieber die Agentur, die etwas vergleichbares schon umgesetzt hat. Experimente mit Lokalmatadoren, die Ihnen das Blaue vom Himmel versprechen, können böse enden. Um diesen Faktor richtig einschätzen zu können, binden Sie bitte auf Ihrer Seite wennmöglich Techniker ein. Was aussieht wie Web-TV, kann auf zig Arten umgesetzt sein.
8. Eine Daumenregel noch, die nicht immer stimmt und die daher nicht immer fair ist, aber bei der Auswahl hilft: Wenn Sie Top-Qualität suchen, werden Sie in Metropolen wie Frankfurt, München, Köln und Hamburg besser bedient als ausserhalb dieser Metropolen. Das hat drei Gründe: in kleineren Städten wie Bremen, Münster, Kassel und Bamberg haben Agenturen meistens einen grössen Anteil von kleineren Kunden mit geringeren Ansprüchen, was sich auf den gesamten QS-Prozess auswirkt. Ausserdem wirkt sich die geringere Fluktuation der Mitarbeiter zwischen Agenturen auch auf die Lernkurve der Mitarbeiter aus. Und wo Agenturen einen “Klumpen” bilden, ist der Wettbewerb höher und die Qualität daher auch. Umgekehrt gilt: richten Sie Ihr Augenmerk auch auf Agenturen ausserhalb der Metropolen, wenn Sie keine Top-Qualität brauchen, sondern ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.